Das «Trauma» verarbeiten

  Grundsätzlich

  • Eine erstaunlich grosse Zahl von Kindern / Jugendlichen / Erwachsenen (manche Fachautoren sprechen von rund 25%) erlebt zwar ein "traumatisches" Ereignis, welches jedoch nicht zwangsläufig krank macht
    • Am häufigsten sind das körperliche Angriffe, Verletzungen und schwere Unfälle
    • Dabei ist nicht entscheidend, wie gravierend traumatische Ereignis an sich war, sondern die Art, wie der Betroffene das Erlebnis subjektiv bewertet
    • Je hilfloser er sich fühlte, desto höher ist das Risiko, eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) zu entwickeln
      • Als schlimmste Ursachen für eine PTBS gelten sexuelle und körperliche Misshandlungen und Folter
      • Fast die Hälfte der davon Betroffenen zeigt eine PTBS
      • Nach Verkehrsunfällen erkranken rund 15 bis 20%
      • Auf lebensbedrohliche Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs, reagieren rund 10% der B mit einer PTBS
    • Zusätzlich zeigen viele eine depressive Störung, werden suchtmittelabhängig oder hegen massive Suizidgedanken


 Beachten

  • Zum Glück verarbeitet ein Grossteil der Betroffenen ein "traumatisches" Ereignis relativ gut.
  • Am geringsten ist das Risiko für eine PTBS, wenn das Ereignis (z.B. Vermisst nach Lawinenniedergang) nicht auf menschliche Gewalt oder Fahrlässigkeit zurückgeht oder wenn das Ereignis keine Schuldgefühle auslöst
  • Auch emotionale Stabilität und eine stützende soziale Umgebung sind sehr hilfreich

Grundsätzlich

  • Im Umgang mit allenfalls Traumatisierten, die jemanden vermissen oder nach Todesfall, Suizid, schwerem Unfall, Brand, Hochwasser, Flucht oder auch nach körperlicher Misshandlung, Folter, sexueller Grenzverletzung hat sich folgendes Verhalten von Betreuenden bewährt:

      • Nicht bedrängende Bereitschaft zum Gespräch zeigen
      • Ehrliche Antworten geben
      • Immer wieder gestellte Fragen geduldig beantworten
      • Alle Reaktionen, Gedanken und Gefühle als angemessen zulassen
      • Keine unrealistischen Versprechungen zusagen
      • Non-verbale Äusserungen fördern
      • Vermeidungsstrategien beachten und umlenken
      • Veränderungen im Alltag erklären
      • verlässliche Tagesabläufe und Strukturen garantieren
      • Engen Austausch zwischen Schule und Elternhaus pflegen
      • Die mögliche «Rückkehr» in frühere traumatische Erinnerungen als mögliches Symptom erklären
      • Körperliche Symptome beachten
      • Regression und "Kind" sein zulassen
      • Professionelle Hilfe aufsuchen bei Verdacht auf Posttraumatische Belastungsstörung

    Grundsätzlich

    • Nach "traumatischen" Ereignissen entwickeln Menschen eine Reihe von Symptomen
    • Diese Symptome verursachen zwar enormes Leid, sind aber in der ersten Zeit normale Reaktionen auf eine aussergewöhnliche Belastung (Akute Belastungsstörung)
    • Sind jedoch nach vier Wochen weiterhin intensive Symptome wie intrusives Wiedererleben, erhöhte Übererregung und Vermeidung feststellbar, kann eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) vorliegen
    • Grundsätzliche Symptome, welche dazugehören

      • Intrusives Wiedererleben (d.h. nicht vorhersehbare und kontrollierbare, leidvolle Erinnerungen an das Trauma)
        • Das traumatische Ereignis wird in Form von wiederkehrenden Bildern, Gedanken oder Träumen erlebt
        • Dabei entsteht ein Gefühl, das Trauma wiederzuerleben
      • Vermeidung von
        • Gedanken
        • Gefühlen
        • Orten
        • Personen, die an das Trauma erinnern
      • Deutliche Symptome von Angst oder erhöhter Übererregung,
        • Schlafstörungen
        • Schreckhaftigkeit
        • Übertriebene Aufmerksamkeit
        • Motorische Unruhe
        • Konzentrationsschwierigkeiten

      Bei Kindern / Jugendlichen:

      1. Intrusives Wiedererleben
        • Wiederholung des Traumas im Spiel, ohne kreative Veränderung des Spiels und Verringerung der Angst
        • Wiederholte Erinnerung des traumatischen Ereignisses
        • Albträume
        • Psychische Belastung bei der Konfrontation mit Hinweisreizen
      2. Vermeidung
        • Verminderung der psychischen und sozialen Sensibilität
        • Einengung des Spielverhaltens
        • Sozialer Rückzug
        • Eingeschränkte Bandbreite der Gefühle
        • Regression auf frühere Entwicklungsstufen
      3. Erhöhte Übererregung
        • Nächtliche Angstzustände und Albträume
        • Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten
        • Verminderte Konzentration
        • Übermässige Wachsamkeit
        • Schreckhaftigkeit


      Entwicklungsbezogene Traumafolgestörung:

      • Mehrfaches oder chronisches Erleben traumatischer Situationen wie
        • Trennungstrauma, tätliche oder sexuelle Gewalt
        • Emotionaler Missbrauch
        • Zeugenschaft von Gewalt und Tod

      Dabei werden Gefühle von intensiver Wut, Angst, Verrat, Resignation, Scham und Verlust des Vertrauens empfunden.

      • Gleichbleibende dysfunktionale Reaktionen auf Trauma bezogene Auslösereize
        • Gefühlsmässig: Wut, Angst und Resignation;
        • Somatisch: Motorische Unruhe
        • Verhältnismässig: Nachspielen des erlebten Traumas, selbstverletzendes Verhalten
        • Kognitiv: Denken, dass das Trauma wieder passieren wird, Verwirrtsein, Dissoziation (Ausklammern des Ereignisses)
        • In Beziehungen: Sich anklammern oder überangepasstes Verhalten, Misstrauen
        • Sich selbst zuschreibend: Selbsthass und Schuldgefühle

      • Ständige negative Erwartungshaltung
        • Negative Selbstzuschreibung,
        • Misstrauen gegenüber schützenden Bezugspersonen
        • Verlust an Vertrauen in den Schutz von sozialen Einrichtungen
        • Verlust des Glaubens an die soziale Gerechtigkeit
        • Überzeugung an die Unabwendbarkeit eines erneuten traumatischen Ereignisses in der Zukunft

      • Beeinträchtigungen in sozialen Beziehungen (Kindergarten und Schule, Familie, Freunde, Konflikte mit dem Gesetz, im Beruf)